Ein Weg mit dem Hospiz

Einblicke in unsere Arbeit – Auftakt einer Serie

Das Hospiz an der Lutter startet mit einer Serie: Unter dem Motto „Ein Weg mit dem Hospiz“ wird unsere Mitarbeiterin Katja Huck Einblicke in die Arbeit unseres Hospizes geben, um Menschen für diese Arbeit zu begeistern und um Berührungsängste mit dem Hospiz zu nehmen:


Ich möchte euch von einer Begleitung aus meiner Zeit als Koordinatorin im Ambulanten Hospiz erzählen. Vor einigen Jahren durfte ich eine sehr interessante Frau kennenlernen. Lange lebte sie allein im Betreuten Wohnen – unterstützt von einem Pflegedienst. Sie meldete sich bei uns, um herauszufinden, ob wir ihr Gesellschaft leisten können. Zu oft war sie allein. Ich besuchte sie, und sie fesselte mich mit ihren Geschichten aus der Vergangenheit. Sie schilderte Situationen mit Hingabe und detailreich. Die Dame war 100 Jahre alt.

Sie war seit seit über einem Jahr nicht draußen

Besonders war ihre Art, mit Schmerzen umzugehen. Die Medikamente nahmen ihr ihre Klarheit, das wollte sie nur im Notfall. Wenn sie nachts Schmerzen bekam, machte sie sich einen Kaffee und zündete sich eine Kerze an. Dann schloss sie die Augen und machte eine Fantasiereise in ihre Vergangenheit, zu Personen und Situationen, die ihr viel Kraft gaben.
Nachdem ich ihr die Arbeit des Ambulanten Hospizes erklären durfte, freute sie sich auf den nächsten Besuch. Beim Verabschieden schaute die Dame voller Sehnsucht nach draußen. Die Sonne schien durchs Fenster, und sie erzählte mir, dass sie seit über einem Jahr nicht raus konnte. Ihr Balkon hat eine Schwelle, über die sie allein mit ihrem Rollstuhl nicht kommt. Nur zu gerne habe ich ihr angeboten, einen Spaziergang zu machen. Sie war überrascht und aufgeregt zugleich. Wir sind einen kleinen Weg entlang zu einer Bank gegangen, auf die ich mich setzte. Ich drehte ihren Rollstuhl Richtung Sonne. In diesem Moment wollte sie nichts sagen. Sie genoss die Sonnenstrahlen auf ihrem Gesicht und lächelte.

Auch das ist hospizliche Arbeit

Mir wurde bewusst, wie viel wir anderen Menschen durch kleine Gesten geben können. Auch das ist hospizliche Arbeit. Die Dame hat eine ehrenamtliche Begleitung bekommen, und ein kleines Stück ihres Lebens durften wir mit ihr gehen.

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