Wir spüren, dass die Menschen froh sind,
dass wir da sind

20. Juni: Fünf Jahre Trauercafé im Hospiz an der Lutter

Die Besucherinnen und Besucher des Trauercafés im Hospiz an der Lutter haben eins gemeinsam: Jeder hat einen Verlust erlebt. Auch wenn man an diesem Nachmittag nicht nur über die Trauer um diesen Menschen spricht, der erlebte Verlust verbindet, und dies kann ein Gefühl von Geborgenheit und Verständnis geben.

Die Unterstützung und die Kontaktaufnahme der Trauernden untereinander waren vor fünf Jahren die Intention für dieses Angebot. Seit dem 20. Juni 2019, dem Tag, an dem das Trauercafé zum ersten Mal geöffnet hat, können Trauernde regelmäßig an jedem dritten Donnerstag im Monat im Gruppenraum des Hospizes bei Kaffee und Kuchen anderen Trauernden begegnen und mit ihnen ins Gespräch kommen. Beim ersten Mal vor fünf Jahren waren es gleich acht Besucher*innen. Eingeladen sind ausdrücklich auch Trauernde, deren Zugehörige nicht im Hospiz an der Lutter gestorben sind.

Begleitet wird das Trauercafé von Ehrenamtlichen. Christel Frank, Karin Gruß und Jutta Stubbe sind von Beginn an dabei. Es komme vor, dass Besucher*innen des Trauercafés gleich in der Woche, nachdem ein Zugehöriger gestorben ist, herkommen. Andere kommen erst nach Monaten, sagt Karin Gruß. 

Raum für Gespräche und Emotionen

Das Trauercafé ist eine offene Gruppe. Manche kommen nur ein- bis zweimal, andere kommen über Monate immer wieder. Der Nachmittag beginnt immer mit einer kurzen Vorstellungsrunde und endet mit einem Gedicht. Dazwischen ist Raum für Gespräche, Kontakte und Emotionen.

Tränen sind in Ordnung, auch wenn andere dabei sind, sagt Karin Gruß und ermutigt Trauernde, das Angebot zu nutzen. Manche Trauernde haben sich nach den Besuchen im Trauercafé vernetzt. Das ist unser Bestreben, sagt Karin Gruß. Denn Einsamkeit sei grundsätzlich ein großes Thema, fügt Jutta Stubbe hinzu. Es sei häufig nicht leicht, die neue Rolle, die nun auf einen zukomme, anzunehmen – allein reisen, zum ersten Mal in die Waschanlage fahren oder die Spülmaschine bedienen. Zum ersten Mal erleben, wie sich auch Freundschaften verändern. Im Trauercafé trifft man auf Gleichgesinnte und auf Verständnis. 

Dieses eine Lied im Radio

Für viele sei es tröstlich zu hören, dass es anderen in der Situation ähnlich gehe, sagt Christel Frank. Es beruhigt sie, dass andere beispielsweise auch Selbstgespräche mit den verstorbenen Angehörigen führen und niemand denkt, sie seien verrückt. Oder dass sie eigentlich ganz gut zurechtkommen, dann gibt es dieses eine Lied im Radio, einen Geruch, eine Situation, und die Trauer ist mit voller Wucht wieder da.

Eine Besucherin, die schon häufiger im Trauercafé war, erzählt: „Ich habe dort sehr angenehme Erfahrungen gemacht. Ich fühlte mich geborgen und verstanden, wenn ich von meiner Einsamkeit, meinem Schmerz und dem Verlust erzählte. Es war gut, dass ich dort aussprechen konnte, mit welchen Schwierigkeiten ich am Anfang, und nicht nur am Anfang, zu kämpfen hatte. Im Trauercafé habe ich gespürt, ich bin nicht allein. Hier kann ich weinen. Denn trotz vieler Schicksalsschläge bin ich noch nie so tief in eine Trauer gefallen wie nach dem Tod meines Ehemannes.

Die Ehrenamtlichen selbst nehmen regelmäßig an Supervisionsangeboten teil, um über im Trauercafé Erlebtes zu sprechen. Auch Fortbildungen zum Thema Trauer haben sie absolviert. Die Motivation, dieses Ehrenamt auszuüben, ist hoch: „Wir spüren, dass die Menschen froh sind, dass wir da sind“, sagt Jutta Stubbe. 

Das nächste Trauercafé ist genau am fünften Geburtstag: Für Donnerstag, 20. Juni, von 15 bis 17 Uhr lädt das Hospiz an der Lutter, Humboldtallee 10, zu Kaffee, Kuchen und Gesprächen ein. Um eine Anmeldung per E-Mail an ambulantes-hospiz@hospiz-goettingen.de oder telefonisch unter 05 51 / 27 07 26 20 wird gebeten. 

Jutta Stubbe, Christel Frank und Karin Gruß (von links) sind beim Trauercafé von Anfang an dabei. Foto: Koheil

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