„un_endlich leben mit dem Tod"

Impressionen einer Ausstellung

Kürzlich machten sich zwölf ehrenamtliche und zwei hauptamtliche Mitarbeiterinnen auf den Weg nach Berlin ins Humboldtforum zur Ausstellung „un_endlich leben mit dem Tod“. Einen ersten Bericht dazu schrieb Johanna Jepsen:

Gedanken zur Ausstellung „un_endlich LEBEN MIT DEM TOD": 

Angekündigt als Drama in fünf Akten wurden wir durch eine gut gemachte Ausstellung geführt – die Einbindung des Themas in den Kosmos hat mir besonders gut gefallen. Wir sind aus Sternenstaub – ich finde das tröstlich und großartig zugleich. 

Die Stationen haben den Gedanken, das wir uns in einem Kreislauf des Werdens und Vergehens befinden ganz wunderbar aufgefächert: In den Zelten über Vorstellungen zum Jenseits zum Beispiel  „trocken biologisch – M.Benecke/Kriminalbiologie" bis zum wissenschaftlich betrachteten finalen Moment als Hörerlebnis.

Die Konferenz des Sterbens – ein Videocall mit 12  Sterbebegleiter/innen aus aller Welt – klingt noch lange in mir nach. Was bedeutet es für Sterbende nicht allein zu sein, welche Haltungen ermöglichen uns unser Kulturkreis, unsere Weltanschauung und unsere spirituelle Einbindung – so spannend! Und wie prägt uns unsere Weltanschauung für den Umgang mit der Trauer? Welche Riten, Vorschriften und Tabus sind Ausdruck unserer unterschiedlichen Kulturen/Religionen?

Ein Fazit: Der Schmerz über den Verlust einer emotionalen Beziehung ist sich sehr ähnlich aber der Umgang mit der Lücke und die Art der emotionalen Bewältigung zeigt sich in sehr verschiedenen Farben und Ritualen. 

 Am Ende schlägt die Ausstellung wieder den Bogen ins Globale, Zahlen über ausgewählte Aspekte der Sterbeverhältnisse weltweit. Schnell wird deutlich, das wir – mitten in Europa – nicht unsterblich sind, aber in Vielem deutlich von Hygiene, Wohlstand, Frieden und medizinischer Versorgung profitieren.

Die Ausstellung endet mit Gedanken zur Evolution die uns bis hierher getragen hat – deren Ende wir aber gerade selber einleiten.

 „Kein Zweifel, das Leben wird andere Wege einschlagen, doch dann sehr wahrscheinlich ohne uns.“ (M.Glaubrecht, Evolutionsbiologe)

Auch Sigrid Jeep hat einen Bericht zur Ausstellung geschrieben:

Un_endlich
Eine sehr sehenswerte und beindruckende Ausstellung, für die ein Tag zu kurz ist. Die Fülle an unterschiedlichen Informationen konnte ich leider nicht alle aufnehmen.
Ich fand die Übersichtsführung sehr hilfreich, um anschließend die Ausstellung individuell nach eigenen Interessen zu gestalten. Am meisten beeindruckend fand ich die Zelte, wo über den unterschiedlichen Umgang mit den Toten in Abhängigkeit der verschiedenen Kulturen erzählt wurde. Weiterhin fand ich die Videokonferenz der Sterbebegleiter aus 12 Ländern sehr interessant, obwohl ich generell kein "digital native" bin. Aber egal aus welcher Kultur, waren doch die Erfahrungen der Sterbebegleiter ziemlich identisch. Auch die individuellen Fragen zum eigenen Sterben und die anschließende statistische Auswertung der Antworten der Besucher war sehr interessant.
Dann kamen noch viele interessante Statistiken und verschiedene "Leichen-Hemden-Tücher" wobei aber meine Aufnahmefähigkeit gesättigt war. Auch die vielen interessanten Bücher am Ende waren dann für mich zu  viel.
Fazit:sehr tolle multimediale Ausstellung über ein Tabu Thema. Ich würde jederzeit nochmals hineingehen.

Die Ausstellung im Berliner Humboldtforum ist noch bis zum 26. November zu sehen. 

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